Der Fastnachtsumzug muss abermals mehr Kosten für Sicherheit in Kauf nehmen. Das Lachen soll den Narren aber nicht vergehen. Dafür sorgen gelungene Motivwagen.
Das Ansehen der Frankfurter Eintracht ist mittlerweile so groß in Frankfurt, dass sie den Fastnachtsumzug nicht fürchten muss. Zu Hohn und Spott gibt es seit vielen Kampagnen keinen Anlass, stattdessen schafft es Trainer Dino Toppmöller sogar ohne sportliche Vorleistung, aus Pappmaschee modelliert durch die Stadt gefahren zu werden. Die Wagenbauer des Großen Rats der Frankfurter Fastnachtsvereine haben ihn seinem Vornamen entsprechend als Dinosaurier gestaltet, den sie zur erfolgreichen Pokaljagd auffordern. So gut wie Toppmöller kommen die Protagonisten der anderen Motivwagen, die dem Großen Rat in diesem Jahr durchweg recht gut gelungen sind, nicht weg: Ministerpräsident Boris Rhein sieht man beispielsweise, wie er seinen alten Koalitionspartner mit einem Tritt in den Hintern vom Hof jagt. Claus Weselsky wird Geltungssucht unterstellt. Und uns alle ermahnt ein Motivwagen, auf dem ein mit Platine im Kopf ausgestattetes KI-Männchen ein Hirn die Toilette hinunterspült.
Der Frankfurter Umzug muss sich mit seinen Vorzeigewagen in diesem Jahr kaum hinter den Veranstaltern der Rosenmontagszüge in den Hochburgen wie Mainz oder Köln verstecken, wenn er am Sonntag von 12.21 Uhr an vom Untermainkai aus seine 188 Zugnummern auf die vier Kilometer lange Reise über Hauptwache und Neue Altstadt bis zum Römerberg schickt und vor mehr als 300.000 erwarteten Besucher zur Schau stellt. „Es ist für uns Jahr für Jahr die große Herausforderung, dass ein Motivwagen auf einen Blick zu erfassen sein muss in seiner Aussage“, sagt Mario Wollnik, der seit vielen Jahren für den in der Motivwagenhalle an der Schielestraße in wochenlanger Detailarbeit vorbereiteten Fuhrpark zuständig ist. „Wir sind in diesem Jahr politischer als in vielen anderen Jahren, und wir haben alles sehr gut getroffen.“
Die Fastnachter haben dabei bewusst auf Themen verzichtet, die Gefühle von Menschen verletzen könnten. Vor allem den Konflikt um Gaza könne man nicht närrisch darstellen, sagte Axel Heilmann, der Vorsitzende des Großen Rats.
Die weltpolitische Lage belastet die Fastnacht ohnehin schon zur Genüge: Sicherheitsaspekte nehmen immer größeren Raum bei den Vorbereitungen ein, die Kosten seien allein in den vergangenen Jahren um 120.000 bis 130.000 Euro gestiegen und stellen den Löwenanteil an den Gesamtkosten von 370.000 Euro. In diesem Jahr mussten erstmals 38.000 Euro Miete für 34 technische Sperren einkalkuliert werden, mit denen die Zufahrtswege zur Zugstrecke gegen mögliche Terrorangriffe abgesperrt werden. Bislang wurden vornehmlich Müllfahrzeuge dafür eingesetzt, die aber wiederum andere Gefahren bargen. „Sicherheit steht an oberster Stelle, deshalb gehen wir diesen Weg klaglos mit“, sagt Zugmarschall René Fischer. Der Große Rat spüre dabei aber auch die Rückendeckung der Stadt, die mit ihrem Bekenntnis zum Zug dafür einstehe, Mehrkosten der Vereine abzufangen. Derzeit suche der Magistrat, nachdem sich der Fördertopf „Frankfurter Feste sichern“ haushaltsrechtlich als kompliziert erwiesen habe, nach einer Lösung. Sponsoren, zu denen das Nordwestzentrum als prinzliches Haus und Veranstalter beispielsweise einer großen Altweiberfastnachtsparty sowie der Entthronisation des Prinzenpaars am Dienstagnachmittag zählt, könne man hingegen kaum noch um mehr Unterstützung bitten. dme.