Auch Klaa Paris kennt die Liebe. Rolf Oeser
Die Pappnase ist aufgepropft / der Hexenkittel frisch gestopft / der Popo steckt im Tülle-Rock / das Bein im Pippi-Langstrumpf-Sock / Darth Vaders Helm das Haupte krönt / und die Perück’ ist schön gefönt / Ob Elfe, Ritter, Rüsseltier / ob Barbie, Ken oder Vampir / Das Antlitz ist in Schmink’ getunkt / die Fastnacht schwingt zum Höhepunkt / Tufftä, Narhallamarsch, Helau / herausgelassen wird die Sau / An Rhein und Main, ist es zu fassen? / tobt wieder Fasching auf den Gassen.
Zum Beispiel in Mainz, unangefochtenes Epizentrum der Fastnacht, weit über die Region hinaus. Mehr als eine halbe Million Menschen besuchen jedes Jahr den Rosenmontagsumzug, etwa 9000 nehmen teil. Berühmt ist der Mainzer Zug besonders für die politischen Motivwagen, in der 120. Ausgabe rumpeln neun dieser dreidimensionalen Riesen-Karikaturen mit, am gestrigen Dienstag wurden sie vorgestellt. Sie heißen „Barbies und Ken“, „Master of Desaster“ oder „Schiffbruch Ahoi“. Unter dem Motto „Zur Fassenacht lädt Mainz am Rhein / die ganze Welt zum Schoppe ein“ startet der Rosenmontagsumzug am 12. Februar um 11.11 Uhr. Die 138 Zugnummern schlängeln sich auf einer Strecke von gut sieben Kilometern durch Neu- und Altstadt.
Der Wiesbadener
Heddernheim, der wohl närrischste Stadtteil Frankfurts, wird seit fast 190 Jahren an Fassenacht zu Klaa Paris, Premiere feierte der Festzug, der dereinst von zwei Handwerksburschen initiiert wurde, anno 1839 – nur ein Jahr nach dem ersten Mainzer Umzug. Traditionell gehört zur Heddernheimer Straßenfastnacht ein nachgebautes Brunnenmodell, die „Gemaa-Bumb“. Und so rollt auch die 185. Ausgabe von Klaa Paris an Faschingsdienstag, 13. Februar, ab 14.31 Uhr durch die Gassen.
In Seligenstadt wird die Fünfte Jahreszeit traditionell üppig zelebriert. Nicht umsonst gilt der dortige Große Rosenmontagsumzug als einer der schönsten der Region. Am 12. Februar treffen sich die Närrinnen und Narren bereits um 7.11 Uhr auf dem Marktplatz zum „Weckruf“. Selbiger gilt dem Prinzen, der anschließend die Prinzessin wachküsst. Der eigentliche Rosenmontagszug im „Schlumberland“ mit etwa 100 Nummern startet um 14.01 Uhr an der Evangelischen Kirche.
Die Dieburger Fastnacht als Brauchtum lässt sich urkundlich bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen. Deshalb singt man dort voller Inbrunst: „Seit anno 1508 / feiert Dieburg Fassenacht!“ Am Dienstag, 13. Februar, zieht der Große Dieburger Fastnachtsumzug von 13.33 Uhr an wieder durch die Innenstadt. 99 Zugnummern und 70 Fastnachtsgruppen sind mit von der Partie. Wichtig: In Dieburg lautet der närrische Ruf „Alä“.
In Flörsheim, der Karnevalshochburg im Main-Taunus-Kreis, schallt es derweil „Hall die Gail!“ durch die Gassen, was im örtlichen Dialekt „Haltet die Pferde“ heißt und aus früherer Zeit des dortigen Fastnachtszuges stammt. Dieses Jahr traben und rollen 150 Zugnummern durch die Altstadt, und zwar am Sonntag, 11. Februar. Um 12.31 Uhr marschieren die Gardekorporationen vor der Kulturscheune in der Wickerer Straße auf. Der Zug setzt sich um 13.11 Uhr in Bewegung.
Zenit der Oberurseler Fastnacht ist der Taunus-Karnevals-Zug am Fastnachtssonntag, 11. Februar, ab 14.11 Uhr. Mit mehr als 180 Zugnummern schlängelt er sich durch die Innenstadt, vom Rahmtor über den Epinay-Platz bis zur Oberhöchstadter Straße. Im Anschluss an den Umzug gegen 16 Uhr werden beim „Närrischen Treiben“ in der Oberurseler Stadthalle unter anderem die besten Ideen und Darbietungen, Wagen und Fußgruppen prämiert.
In Ober-Mörlen wird nachweislich seit 1731 Fastnacht gefeiert. Seitdem sollte eigentlich überall angekommen sein, dass Blackfacing nicht lustig ist. Auch nicht an Fasching und auch nicht in der Wetterau. Und so hagelte es 2023 keine Kamelle, sondern Kritik an der KG Mörlau, als diese bei einem Empfang von Ministerpräsident Boris Rhein mit einem schwarz geschminkten Delegierten aufschlug. Doch Ober-Mörlen zog Konsequenzen. Der „Mohr von Mörlau“, ein Symbol des Karnevals dort, nimmt nicht mehr am traditionellen Fastnachtsumzug teil, auch nicht, wenn dieser sich am Sonntag, 11. Februar, ab 14.11 Uhr, durch die Stadt bewegt.
In Hanau fällt der große Fastnachtsumzug durch die Innenstadt, der für den 10. Februar geplant war, in diesem Jahr aus. Der Grund: Der „Hanauer Carnevalszugverein HCV 1954“, der den Umzug über Jahrzehnte organisierte, hatte sich aufgelöst, die Karnevalsvereine der Hanauer Stadtteile konnten die Veranstaltung nicht stemmen, zumal sie ihre eigenen Umzüge ausrichten. So am Sonntag, 11. Februar, in Klein-Auheim, Steinheim und Tümpelgarten und am Dienstag, 13. Februar, in Großauheim.
Mit Unterstützung der Stadt soll der große Fastnachtsumzug 2025 wieder laufen. myk