Die Tradition der Frankfurter Fastnachtsumzüge geht bis ins Mittelalter zurück. Bereits Mitte des 15. Jahrhunderts gab es Umzüge der Handwerksgesellen, die mit Trommlern und Pfeifern vermummt durch die Straßen zogen. Diese wurden nach der Reformation Ende des 16. Jahrhunderts zunächst fortgesetzt, bis sie 1627 verboten wurden.
Im Jahr 1659 gab es wieder einen Umzug der Schreinergesellen. Den letzten Umzug der Schreinergesellen gab es 1744.
Auch andere Handwerkszünfte veranstalteten Umzüge zur Fastnacht. So die der Bender (Fassbinder), die dabei ein Fass auf dem zugefrorenen Main banden und es danach zum Römer brachten, um es dem Rat der Stadt zu übereignen. Dafür bekamen sie ein Geldgeschenk, 1608 waren es 20 Reichstaler, 1772 30 Gulden. Das Fassbinden auf dem Main wurde 1754 untersagt, was die Bender allerdings nicht davon abhielt, dies trotzdem zu tun. Die Umzüge der Handwerkszünfte wurden 1754 eingestellt.
Aus Anlass der Einweihung der Gemaabumb im Jahr 1839 fand im damals Kurmainzischen Heddernheim ein Fastnachtsumzug statt. Bis heute hat der Heddernheimer Umzug am Fastnachtsdienstag hieraus seinen Ursprung.
Im Jahr 1862 veranstalteten die Bittern in Anlehnung an die Geschichte einen närrischen Wahl und Krönungszug.
Am Fastnachtssonntag 1864 fand die erste Kappenfahrt der Bittern statt. Man kann diesen Umzug getrost als ersten "echten" Karnevalsumzug in Frankfurt bezeichnen.
Der Zug begann am Bockenheimer Tor
und ging über die Bockenheimer Gasse, Steinweg, Zeil, Fahrgasse über die Alte Brücke nach Sachsenhausen und endete am Oberforsthaus. Der Besucherandrang war enorm.
In Bornheim veranstalteten die Apollonier 1863 einen Maskenzug durch Bornheims Straßen.
Angesichts der Ereignisse des Jahres 1866 wurden die Umzüge in Frankfurt zunächst eingestellt. Mit den neuen Preußischen Machthabern, die die bis dato Freie Reichsstadt Frankfurt übernommen hatten, war offenbar zugleich ein neuer Geist in die Stadt eingezogen. Gleichwohl wurden die Umzüge in Heddernheim fortgesetzt.
Die Bockenheimer Carnevalgesellschaft veranstaltete in den Jahren 1873 und 1874 Kappenfahrten durch Bockenheim. Wegen polemischer Witze gegen die Parteien wurden die Zugteilnehmer von protestierenden Zuschauern mit Gegenständen beworfen, weshalb es in Bockenheim zu keiner Neuauflage kam.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es kaum einen der schon damals zahlreichen Frankfurter Fastnachtsvereine, der keine Kappenfahrt veranstaltete. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges setzte dem jedoch ein jähes Ende. Auch im Nachkriegselend und angesichts der Inflation dachte niemand an eine Wiederbelebung des alten Brauchs.
Der im März 1928 gegründete Hohe Rat des Frankfurter Fastnachtszuges setzte sich zum Ziel, einen von allen Frankfurter Fastnachtsvereinen getragenen Fastnachtsumzug zu veranstalten.
Dieser zog am Fastnachtssonntag 1929 von Bornheim in die Innenstadt. Zehntausende Besucher und Teilnehmer sahen bei -20 oe den Zug unter dem Motto Mir kenne's aach. Der Zug hatte 100 Nummern, darunter 20 Musikkapellen.
Die Weltwirtschaftskrise 1930 und die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ließen den Frankfurter Straßenkarneval einmal mehr sterben. Der letzte karnevalistische Umzug vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war 1939 in Heddernheim zu sehen.
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches war es der Frankfurter Karnevalverein 1911, der mit seinen Kappenfahrten 1951 und 1952 die Tradition der Fastnachtsumzüge durch die Frankfurter Innenstadt wiederbelebte.
Am Fastnachtssonntag 1953 fuhr der erste Fastnachtszug des Grossen Rates durch Frankfurts Innenstadt. Unter dem Motto Frankfurt unner aaner Kapp jubelten über 200.000 Besucher dem Zug zu. Seitdem steht der Frankfurter Fastnachtszug in der Regel unter einem bestimmten Motto.
Wie bereits in früherer Zeit ist im Zug Platz für jede Art von Humor. Egal, ob die nahe oder ferne Politik auf Motivwagen glossiert wird, ob sportliche Themen aufgegriffen werden oder ob einfach nur Klamauk im Mittelpunkt steht, eines haben alle Beiträge gemeinsam, sie müssen witzig sein. Naturgemäß spielt auch die Musik in der Fastnacht allgemein und im Zug im Besonderen eine große Rolle. Zu allen Zeiten war der Zug gespickt mit Spielmannszügen, Blaskapellen und Tanzgarden.
Wegen des großen Erfolges des Zuges wurde für den Umzug 1954 ein Zugkomitee mit Alfred Schmidt an der
Spitze gegründet.
Die stetig gewachsenen Teilnehmer- und Zuschauerzahlen, immerhin besuchten den Zug im Jahr 1956 bereits 400.000 Personen, erforderten schließlich eine straffere Organisation. Menschen wie Heinrich Rehm, Alfred Schmidt, Willi Schad, Günter Bolender und Otto Mund bildeten nacheinander diese hierfür notwendige "ordnende Hand".
Seit 1972 ist Dieter Schwarz Zugmarschall des Grossen Rates. Mit viel Herz und Engagement organisiert er seitdem den Frankfurter Fastnachtsumzug und zeichnet zudem für den Bau der Prinzen- und Motivwagen des Grossen Rates verantwortlich. Die Gestaltung des Frankfurter Motivwagens zum alljährlichen Hessentag liegt ebenfalls in seiner Obhut. In der ihm eigenen Art achtet er auf jedes Detail und schließt so ein potentielles
Sicherheitsrisiko bereits im Vorfeld aus. So gab es gottlob in den vergangenen Jahrzehnten keine nennenswerten Unfälle mit hohen Sach- oder gar Personenschäden. Sein Meisterstück machte er 1994, als sich aus Anlass der 1.200-Jahr-Feier der Stadt Frankfurt ein bis dahin nie gesehener historischer Fastnachtszug durch die Gassen der Innenstadt wand.
Von Anfang an bis heute kann sich der Grosse Rat beim Fastnachtszug der Unterstützung der Stadt Frankfurt, der Polizei und der Frankfurter Berufsfeuerwehr Figurenbau
sicher sein.
Ohne diese Hilfe wäre ein Ereignis dieser Größenordnung - der Zug ist schließlich das größte Frankfurter Volksfest - nicht vorstellbar. Auch die Kinder kamen selbstverständlich im Frankfurter Straßen karneval nicht zu kurz. So hatte sich bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts ein Kinderumzug etabliert, der von Sachsenhausen zum Römer führte und den Auftakt der Römererstürmung bildete. Diese Idee wurde in Sindlingen wieder aufgriffen, wo man seit einigen Jahren am Rosenmontag wieder Kinderumzüge organisiert. An diesen Zügen nimmt traditionell das Kinderprinzenpaar teil.
Nachdem bereits 1953 Musikzüge der US Army für internationales Flair gesorgt hatten, kamen mit den Jahren Gruppen aus allen Teilen Europas, ja der ganzen Welt hinzu, die mit neuen Ideen und unbekanntem Brauchtum den Zug belebten.
Daneben sorgte auch die nicht hoch genug einzuschätzende integrative Arbeit der Frankfurter Fastnacht angesichts der Zuwanderungszahlen der vergangenen Jahrzehnte für viele neue Ideen und Facetten im ohnehin schon vielfältigen Bild des Umzuges. Manche Gruppen sind so schon zu festen Einrichtungen des Frankfurter Fastnachtszuges geworden. Schweizer Guggemusik oder die Janicaren aus der Türkei sind jedem Zugbesucher ein Begriff. Im diesem Jahr sorgte sogar eine Gruppe aus dem mittelasiatischen Usbekistan für Begeisterung bei den Zuschauern.
Die nach dem Krieg unter der Leitung des Grossen Rates entstandene Erfolgsgeschichte "Frankfurter Fastnachtszug", deren Bedeutung durch die jährliche Liveübertragung im hessen fernsehen mit enormen Einschaltquoten unterstrichen wird, wird fortgeschrieben. So konnten die beiden Zugsprecher Ebby Ditter und Udo Stalp auf. der Ehrentribüne am Römer in diesem Jahr 6.208
Teilnehmer in 52 Garden, 38 Kapellen und Spielmannszügen und ungezählten Fußgruppen begrüßen. Ohne die Teilnehmerzahlen um jeden Preis in die Höhe zu treiben, soll auch in der Zukunft die besondere Atmosphäre des Frankfurter Fastnachtszuges erhalten werden, damit dieses Ereignis, das mittlerweile einen wichtigen und festen Platz im Veranstaltungskalender der Stadt Frankfurt und in den Herzen der Frankfurterinnen und Frankfurter einnimmt, auch weiterhin erfolgreich bestehen kann.